Virtuelle Ausstellung
Ein Blick in unseren Sonderausstellungsraum.
Hier finden pro Jahr 3 bis 4 Sonderausstellungen zu vielfältigen Themen statt. Kunst, Kulturgeschichte, regionale Themen wie Wintersport, Mode, Geschäftsleben, Industrie, Klettern und Sächsische Schweiz finden dabei genauso Berücksichtigung wie die beliebte Weihnachtsausstellung.
Der Eingangsbereich widmet sich der Geschichte des Museumsgebäudes. Das Alte Malzhaus wurde1768 für die Neustädter Braukommune gebaut. Hier entstand durch Darren aus Gerste Malz. 1871 ging vom Malzhaus ein verheerender Stadtbrand aus, der in Neustadt 45 und in Langburkersdorf 48 Häuser zerstörte.
1900 löste sich die Braukommune auf und verkaufte das Malzhaus an die Gebrüder Schmole, die eine Brauerei betrieben. Diese wurde 1957 geschlossen, danach diente das Gebäude bis 1994 als Lager. 1996 wurde in dem Haus das Heimatmuseum der Stadt Neustadt eröffnet.
Die Geschichte des Museums wird ebenfalls im Eingangsbereich thematisiert. Begonnen 1874 als Altertumssammlung unter der Regie von Julius Mißbach und August Voogt, war die Sammlung lange Zeit im Dachgeschoss des Rathauses untergebracht. Dort betreute sie in den 30er und 40er Jahren Paul Köhler, der sich einen exellenten Ruf als Heimatforscher erarbeitete. 1972 wurde das Museum geschlossen und erhielt erst 1996 mit einer Wiedereröffnung im Alten Malzhaus wieder einen Platz im öffentlichen Leben der Stadt Neustadt.
Die Rittergüter Berthelsdorf, Polenz, Langburkersdorf und Krumhermsdorf waren mit ihren Dörfern in Neustadt eingepfarrt, d.h. die Dörfer besaßen keine eigenen Kirchen, sondern gehörten zur Kirchengemeinde in Neustadt.
Die Besitzer der Rittergüter waren meist Adlige, aber auch Bürgerliche. Es waren landwirtschaftliche Güter, die Besitzer hatten Lehns- und Kriegsdienste für den Landesherren zu leisten.
Vom Rittergut Polenz steht heute nur noch das Gesindehaus und Teile des Pferdestalles. In Krumhermsdorf gibt es noch das Gutshaus, genauso wie in Berthelsdorf. Das am besten erhaltende Rittergut befindet sich in Langburkersdorf, wo ein saniertes Schloss, ein Park und ein Wirtschaftsgebäude zu sehen sind.
Diese Fenster stammt aus dem 1951 abgerissenen Schloss in Polenz. Im Glas befindet sich eine eingeritzte Inschrift in französischer Sprache. Es ist ein Liebesgedicht und wird der Gräfin Cosel zugesprochen, die sich vor ihrer Verbannung auf die Burg Stolpen möglicherweise kurzzeitig auf dem Schloss Polenz aufhielt.
"Gib mir wieder, was ich liebe,
Amor gib ihn wieder mir,
diese Einsamkeit so trübe,
macht es zum Gesetze dir.
Trennung grausam mag gelingen,
unsere Seelen eint sie schwer...
Oh, so leih ihm deine Schwingen,
daß er wiederkehr zu mir."
Seit 1843 gab es in Neustadt eine Feilenhauerei. Hier wurden unter wechselnden Besitzern und Werkstattorten bis nach 1900 Feilen per Hand aufgehauen. Danach übernahmen Maschinen diese schwere Arbeit. Um 1910 zog die Feilenhauerei in die heutige Dr. - Otto - Nuschke - Str.. 1938 kaufte der ehemalige Lehrling Edwin Matthes den Betrieb seines Lehrmeisters und führte diesen bis 1972. In dem Jahr ging der Betrieb in Volkseigentum über und gehörte bis 1989 zur Werkzeugfabrik Radebeul.
Mit der politischen Wende und den wirtschaftlichen Auswirkungen kam es zum Aus des Betriebes. Am 31.10.1991 wurde hier die letzte Feile gehauen.
Durch den Beitritt Sachsens zum Deutschen Zollverein kamen nach 1834 böhmische Blumenmacher in die sächsischen Grenzorte und begannen in kleinen Familienbetrieben mit der Herstellung künstlicher Blumen. 1910 gab es in Neustadt und Langburkersdorf bereits 61 Firmen, 1924 waren es sogar 93.
1953 wurden die ersten Betriebe verstaatlicht und im VEB Kunstblume Sebnitz eingegliedert. 1972 wurden auch die letzten privaten Firmen zwangsverstaatlicht. Dadurch entwickelte sich der VEB Kunstblume Sebnitz zu einem Großbetrieb.
Nach der politischen Wende 1889/ 1990 ließen sich die in der Herstellung teuer gewordenen Kunstblumen nicht mehr auf dem Weltmarkt absetzen. Die fast 150jährige Geschichte der Kunstblumenherstellung in Neustadt endete damit.
Von 1896 bis zur Schließung 1992 gehörte die Seilerei der Familie Lehmann.
Aus einheimischen Flachs, später auch aus importierten Hanf, wurden Bindfäden,Stricke, Fisch- und sonstige Netze, Hängematten und Gurte hergestellt.
Eine bürgerliche Wohnstube um 1890 wurde im Alltag wenig bis gar nicht benutzt. Sie diente der Repräsentation, wenn man Gäste empfing und wurde nur zu hohen Festtagen wie Geburtstagen, Ostern und Weihnachten von der Familie benutzt.
Seit 1468 gab es in Neustadt die Bruderschaft der Vogel- und Armbrustschützen. Sie hatte die Aufgabe, die an der Alten Salzstraße gelegene Stadt vor Überfällen zu schützen und Handelsreisende mit Geleitschutz zu versehen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Schützengesellschaft mehr und mehr zu einem Geselligkeitsverein. Die jährlich stattfindenden Schützenfeste zu Pfingsten und Jacobi waren Höhepunkte im Leben der Stadt.
Auf dieser Schützenscheibe von 1765 findet sich der Spruch "Was hälst du wohl mein Freund, vom Frauenzauber? Nichts schlimmer ist als sie, doch auch nichts besser."
Neustadt war um die Jahrhundertwende ein blühendes, lebhaftes Städtchen mit unzähligen Läden, kleinen Gewerken und Handwerksbetrieben. In dem Ausstellungsbereich Geschäftswelt wurden alle Geschäfte am Markt und den dort abgehenden Straßen in den Jahren 1932 und 1967 genauer betrachtet. Die Litfaßsäule zeigt Geschäftsanzeigen, Inserate und einige Gesuche zum schmunzeln.
"Reelles Heirathsgesuch: ein Fräulein oder Witwe, welche guten Charakter und Lust und Liebe zum Gasthofsfach hat, ein Vermögen von 20.000 Mark besitzt, was ganz sicher gestellt wird, kann mit einem jungen Gasthofbesitzer mit ebenso viel Vermögen in Verbindung treten. Offertenbrief an... "
In der oberen Etage widmet sich die Ausstellung u.a. einigen Persönlichkeiten.
Wilhelm Leberecht Götzinger, der in Neustadt von 1787 bis 1818 als Pfarrer tätig war, war ein begeisterter Naturforscher und Mineralogie. Mit seinem Buch "Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz" machte sich Götzinger unvergessen und gehört mit diesem Buch zu denjenigen, die den Grundstein für den Tourismus in der Sächsischen Schweiz legten.
Friedrich Adolph August Struve wurde 1781 in Neustadt geboren. Er wurde wie sein Vater Apotheker und zog 1805 nach Dresden, wo er die Salamonis- Apotheke übernahm. 1818 gelang ihm die Entwicklung des künstlichen Mineralwassers, welches in Trinkwasserheilanstalten in ganz Europa einen Siegeszug antrat.
"Kommt alle zu mir - ich habe gut Bier!"
Solche Reiheschankzeichen besaßen alle Mitglieder der Neustädter Braukommune. In dieser wurde gemeinschaftlich Bier gebraut und reihum durfte jedes Mitglied für 4 Wochen in seinem Zuhause Bier ausschenken. Damit die Neustädter auch wußten, wohin sie gehen mussten, um Bier zu kaufen, hing man solch ein Reiheschankzeichen vor die Tür.
Das Gollsche Rad wurde vom Handwerker Michael Goll aus Neustadt gefertigt, der mit seinen Innungsbrüdern eine Wette eingegangen war. Er behauptete, das er in der Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ein großes Wagenrad fertigen könne und es einhändig nach Dresden rolle, dort verkaufe und vor Sonnenuntergang den Gewinn auf den Kopf hauen könnte.
Soviel sei verraten: er war am Ende des Tages sternhagelvoll.
Zur Neustädter Geschichte gehört untrennbar der Landmaschinenbau. Der VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen war in der DDR einer der größten Kombinate überhaupt. Hier entstanden unzählige Typen von Landmaschinen, die sich durch ihre hohe Qualität und Robustheit auszeichneten. Während der Kombinat Fortschritt längst Geschichte ist, fahren die Landmaschinen in einigen Ländern der Erde heute noch über die Felder.